21.11.2025 Zahntechnikplus

Junge Menschen begeistern. Aber wie? Tim Scharf & Christoph Preiß im Interview

Wie ticken junge Menschen heute? Und wie kann man sie für handwerkliche Berufe begeistern? Tim Scharf und Christoph Preiß arbeiten beim Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft mit dem Fokus auf Ausbildungsmarketing und Nachwuchsgewinnung. Ihre Einblicke und Erfahrungen bringen sie zur Zahntechnik plus 2026 mit. Im Interview verraten sie, was junge Menschen erreicht, wo Stolperfallen lauern und wie man Ausbildungsplätze attraktiv gestalten kann.

Herr Scharf, Herr Preiß, was braucht es, damit junge Menschen sich für einen Beruf im Handwerk begeistern?

Unsere Erfahrungen aus Gesprächen mit Ausbildungsbetrieben verschiedener Branchen zeigen: Begeisterung entsteht vor allem dann, wenn junge Menschen den Eindruck haben, etwas Sinnstiftendes zu tun. Das motiviert, macht Freude und führt oft zu einer erfolgreichen Ausbildung. Besonders dann, wenn sie dabei vertrauensvoll und auf Augenhöhe begleitet werden.

Wichtig ist auch, dass sie Perspektiven sehen. Gemeint ist nicht nur der klassische Karriereweg, sondern ein Unternehmen, das offen für Veränderung ist und diese mitgestaltet. Wenn ein Beruf moderne Inhalte und Werkzeuge bietet und zugleich einen gesellschaftlichen Beitrag leistet, ist das ein starkes Argument. Das gilt auch für die Zahntechnik.

Was sind typische Stolpersteine in der Ansprache und Begleitung junger Talente? Und was können Ausbildungsbetriebe konkret besser machen?

Viele Betriebe kommunizieren nicht dort, wo junge Menschen suchen. Stellenanzeigen sind oft zu allgemein und wiederholen sich in Aussagen wie freundliches Team oder Obstkorb. Das reicht heute nicht mehr aus.

Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln wünschen sich Jugendliche klare Infos: über Gehalt, Tätigkeiten, Ablauf oder das Bewerbungsverfahren. Diese Inhalte fehlen häufig. Dabei zählt vor allem Authentizität. Warum nicht schreiben: Ihr verbessert die Lebensqualität von Menschen. Oder: Was ihr digital gestaltet, wird zu echtem Zahnersatz.

Auch Bewerbungsverfahren sind oft nicht zeitgemäß. Gute Erfahrungen gibt es mit einfachen Wegen, zum Beispiel einer Bewerbung per WhatsApp.

Während der Ausbildung selbst kommt es auf Vertrauen und Wertschätzung an. Azubis sind unterschiedlich, und auch Ausbildende sind keine Maschinen. Entscheidend ist, dass junge Menschen sich gefördert fühlen. Wer täglich lernen kann und erlebt, dass sein Beitrag zählt, bleibt oft langfristig im Betrieb. Das ist ein wichtiger Baustein für gelingende Ausbildung.

In Ihrem Vortrag zeigen Sie verschiedene Good-Practice-Beispiele. Gibt es eines, das Sie besonders beeindruckt oder das Ihrer Meinung nach zur Nachahmung einlädt?

Wir stellen verschiedene Ansätze für die Rekrutierung vor, denn es gibt keine Lösung, die für alle passt. Besonders wirkungsvoll finden wir Formate, die Beruf und Arbeitsumfeld erlebbar machen. Das gelingt zum Beispiel mit Praktika, einem Tag der offenen Tür oder Schulführungen.

Auch Social Media spielt eine wichtige Rolle. Wenn echte Mitarbeitende dort Einblicke in ihren Alltag geben, entsteht Nähe. Das macht Berufe greifbar und schafft Vertrauen schon vor dem ersten Kontakt.

Was möchten Sie dem Ausbildungspersonal in der Zahntechnik konkret mit auf den Weg geben?

Auch wenn wir keine Universallösung versprechen können, möchten wir Denkanstöße geben. Die Anforderungen im Ausbildungsmarketing verändern sich stetig, und es lohnt sich, offen für neue Wege zu bleiben. Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für mögliche Stolpersteine zu schärfen und gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln.

Dafür bringen wir praktische Impulse und Materialien mit, die sich je nach Bedarf einsetzen lassen. Uns ist wichtig, dass das Ausbildungspersonal erkennt, wie viel Einfluss es auf die Motivation und Bindung junger Menschen hat. Genau dabei wollen wir unterstützen.

Der Vortrag „Junge Talente für die Zahntechnik begeistern“ findet am 6. März 2026 von 11:00 bis 11:30 Uhr in der Themenwelt „Das Team gewinnt - Kollegen & Fachkräfte finden, binden und begeistern“ statt. Für den Besuch ist ein Kongressticket erforderlich.

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